Liebe Community,
dieses Jahr hat für die Faktencheck-Welt turbulent begonnen. Mark Zuckerberg kündigte an, das Faktencheck-Programm von Meta in den USA zu beenden. Besonders irritiert hat mich seine Behauptung, Faktenchecker würden „zensieren“. Ihr wisst so gut wie ich: Das stimmt nicht. Wir entfernen keine Inhalte, sondern ordnen sie ein. Und wir arbeiten unabhängig.
Gleichzeitig schoss Zuckerberg gegen die EU und den Digital Services Act (DSA). Das EU-Gesetz gilt seit 2023 für große Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok und X – es soll für mehr Transparenz und Verantwortlichkeit sorgen.
Mit dem DSA habe ich mich im Studium viel beschäftigt. Schon damals fiel die Bewertung gemischt aus. Auf der einen Seite die Möglichkeit hoher Bußgelder, auf der anderen war klar, dass sich die Wirksamkeit erst zeigt, wenn die ersten Verfahren entschieden sind.
Im Dezember 2023 eröffnete die Kommission das erste Verfahren – gegen X. Vergangenen Freitag fiel die Entscheidung. X droht eine Strafe von 120 Millionen Euro, wegen mangelnder Transparenz bei Werbeanzeigen, irreführenden Verifizierungshaken und fehlendem Zugang zu Daten für Forscherinnen. Das ist vergleichsweise wenig, es stand mal bis zu einer Milliarde Dollar im Raum.
Die Reaktion von X-Eigentümer Elon Musk war deutlich: Er forderte die Abschaffung der EU – und bekam prompt Zustimmung vom ehemaligen russischen Präsidenten und Putin-Vertrauten Dmitri Medwedew. In Russland ist X übrigens seit 2022 gesperrt.
Ob sich bei X in Zukunft irgendetwas wegen der Strafe ändert, bleibt offen. Was meint ihr? Für uns im Faktenforum zeigt dieser Konflikt vor allem eines: Unsere Arbeit bleibt notwendig. Ihr meldet täglich Inhalte, die wir gemeinsam prüfen – unabhängig von Plattforminteressen und politischen Machtspielen. Danke, dass ihr 2025 so engagiert dabei wart.
Viele Grüße
Anna Süß
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