Das Projekt noFake
Hinter dem CORRECTIV.Faktenforum steht der Projektverbund noFake. Darin haben sich neben dem gemeinnützigen Recherchezentrum CORRECTIV Wissenschaftsteams der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Dortmund und der Technischen Universität Berlin zusammengetan. Aus der Kombination von kollaborativem Faktenchecken, Informationskompetenztraining und KI-basierten Assistenztools erarbeiten sie neue Wege gegen Desinformation. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt innerhalb des Forschungsrahmenprogramms „Digital. Sicher. Souverän“.
Motivation
Verschwörungsglaube und Desinformation sind Symptom und Treiber gesellschaftlicher Polarisierung. Medien, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik erörtern, wo sie mit Gegenmaßnahmen am besten ansetzen: besser präventiv mit Medien- und Informationskompetenzbildung oder lieber nachträglich mit Faktenchecks? Das Projekt noFake bringt Ansätze aus Prebunking und Debunking zusammen, um sie wechselseitig zu stärken und nachhaltig zu gestalten. Die Plattformlösung über CORRECTIV.Faktenforum ermöglicht ortsunabhänige Zusammenarbeit im Faktenchecken sowie eine Kombination aus Automatisierung und journalistischer Expertise. Dafür gilt es zudem, rechtliche Fragen in Bezug auf Meinungs- und Pressefreiheit zu klären.
Ziele und Vorgehen
Um Engagement gegen Desinformation zu fördern, baut CORRECTIV die Faktenforum-Community auf. NutzerInnen sollen dann nicht mehr nur auf Falschinformationen hinweisen, sondern sich zudem selbst am Faktenchecken beteiligen können. “Neben Artikeln aus der Faktencheck-Redaktion bietet CORRECTIV Workshops und Lernmaterialien an, um Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Wie können sie Falschinformationen selbst erkennen und entlarven?”, sagt Caroline Lindekamp aus dem noFake-Team von CORRECTIV. “Mit dem Faktenforum bauen wir dieses Angebot aus. Die Community kann das Wissen mit Unterstützung dann auch in Anwendung bringen und sich mit anderen zu dem Thema austauschen.”
Das kollaborative Faktenchecken der registrierten User wird auf der Plattform CORRECTIV.Faktenforum stattfinden. Parallel zur Community werden die Funktionalitäten auf der Plattform wachsen. Dazu gehören auch die KI-gestützten Assistenz-Tools, die die Arbeitsgruppen von Dorothea Kolossa, Professorin an der TU Berlin, und von Tatjana Scheffler, Professorin an der Ruhr-Universität Bochum, entwickeln. Ziel ist dabei nicht ein Black-Box-Algorithmus, der das Faktenchecken weitgehend übernimmt. “Wir schauen, wie wir einzelne Schritte im Faktencheck-Prozess jeweils effizienter und zugänglicher machen können”, sagt Dorothea Kolossa und nennt ein Beispiel. “Wir arbeiten etwa an der Wiedererkennung von zuvor gecheckten Meldungen, um schnell relevante Informationen zu neu eingereichten Behauptungen wiederzufinden. Oder wir entwickeln Methoden, um künstlich generiertes Bildmaterial an typischen Charakteristika zu erkennen.”
Das Team von Tatjana Scheffler an der Ruhr-Universität Bochum konzentriert sich auf Anwendungen aus dem Bereich Natural Language Processing, also mehr auf die Verarbeitung von text- als bildbasierten Falschbehauptungen. Beispiel ist eine Anwendung, die große Datenmengen schnell auf checkbare Behauptungen durchsucht. “Wir entwickeln computerlinguistische Methoden, die in einer Vielzahl von Einreichungen automatisch auszeichnen, wo überprüfbare Tatsachenbehauptungen sind und um welche Art von Behauptung es sich handelt”, sagt Tatjana Scheffler. “Geht es etwa um eine Zahlenangabe, eine öffentliche Aussage oder hat die Behauptung Bezug zu Gesetzen? Mithilfe dieser Angaben kann eine Faktencheck-Redaktion schneller entscheiden, welche Behauptungen sie bearbeiten möchte.” Manchmal stelle sich auch heraus, dass ein Beitrag überhaupt keine überprüfbaren Behauptungen enthält.
Das Faktenchecken lässt sich nicht komplett automatisieren. Mit KI-gestützten Assistenzsystemen kann es schneller, effizienter und niederschwelliger werden. Oft reicht schon eine Minute, um eine Desinformation in Umlauf zu bringen. Aber es dauert Stunden oder Tage, sie zu widerlegen - Zeit, in der Falschinformationen Schaden anrichten. Dank intelligenter Assistenzsysteme kann dieses Fenster kürzer werden.
Unser Team
CORRECTIV
CORRECTIV gründete sich 2014 als erstes gemeinnütziges Recherchezentrum. Neben der Investigativredaktion gibt es mittlerweile weitere Redaktions- und Projektteams rund um Journalismus und Medienkompetenzbildung - darunter CORRECTIV.Faktencheck und die Reporterfabrik. Diese Bereiche bringt das CORRECTIV-Team in den noFake-Verbund ein.
Ruhr Universität Bochum
Der Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe von Tatjana Scheffler umfasst die theoretische und computerlinguistische Analyse von Konversationen in sozialen Medien. Sie entwickeln auf KI basierende Methoden, um sprachliche Charakteristika von Interaktionen herauszukristallisieren. Diese Grundlagenforschung bringen sie etwa bei noFake in die Anwendung.
TU Berlin
Dorothea Kolossa, Leiterin des Fachbereichs für Elektronische Systeme der Medizintechnik an der TU Berlin, ist Koordinatorin des Forschungsprojektes noFake. Die Entwicklung menschzentrierter und intelligenter Systeme, die Informationen aus verschiedenen Quellen bestmöglich integrieren können, steht im Zentrum der Forschung ihres Teams.
TU Dortmund
Vom Dortmunder Institut für Journalistik bringt ein Team um Tobias Gostomzyk seine Expertise ein. Er ist Professor für Medienrecht mit den Forschungsschwerpunkten Medien-, Internet-, Datenschutz- und Telekommunikationsrecht sowie Schnittstellen zwischen Rechtswissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Medienökonomie.