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08. August 2025

Eine gefälschte CORRECTIV-Recherche

Gefälschte Webseiten, erfundene Zitate, manipulierte Videos. Damit kennen wir uns im Faktenforum aus. In diesem Fall betreffen die Fälschungen CORRECTIV: Eine russische Kampagne veröffentlichte eine aufwändig gemachte, aber fehlerhafte Imitation einer Recherche unserer Redaktion. Zum Glück konnte unser Kollege Max Bernhard sie schnell aufklären.

Hinter einem gefälschten CORRECTIV-Bericht steckte offenbar eine russische Einflusskampagne.

Bild: Kommersant Photo Agency / Sipa USA / Picture Alliance

Hinter einem gefälschten CORRECTIV-Bericht steckte offenbar eine russische Einflusskampagne.

Liebe Community,

eine russische Kampagne hat offenbar CORRECTIV ins Visier genommen – mit Methoden, die wir bereits aus unseren Faktenforum-Recherchen kennen. Wir haben schon gemeinsam gefälschte Webseiten, erfundene Aussagen und manipulierte Videos enttarnt. Nun tauchte eine vermeintliche CORRECTIV-Recherche auf, die all das in sich hatte.

Eins vorab: Unser Kollege aus der Faktencheck-Redaktion Max Bernhard hat die Fälschung früh erkannt und schnell reagiert. Er kannte aus seinen früheren Recherchen zu russischen Desinformations-Kampagnen die Hosting-Firma, die für den Web-Auftritt zuständig war. Ein Anruf führte dazu, dass die Seite nicht mehr verfügbar war.

Die Fälschung selbst war aufwändig vorbereitet. Die erfundene Geschichte gab vor, der dritte Teil einer CORRECTIV-Artikelserie zu sein, der angeblich von einem Skandal um Friedrich Merz und Ursula von der Leyen handelt. Die Fälscher haben sogar ein Video erstellt. 

Wer näher hinschaut, erkennt sofort mehrere Fehler: In der Adresse der Webseite steht „Corrrectiv" mit drei „r", direkt in der Überschrift ist ein Komma fehl am Platz und der Teaser-Text darunter ist viel länger als üblich. Einerseits haben die Fälscher also die Berichterstattung von CORRECTIV genau studiert, andererseits waren sie beim Schreiben eher fahrlässig. Hier könnt ihr mehr über den aktuellen Fall lesen. Hier ist eine der früheren Recherchen von meinem Kollegen Max zu der Kampagne dahinter.

Das können wir daraus für unsere Arbeit im Faktenforum lernen: Der Teufel liegt oft im Detail. Kommt euch eine Webseite suspekt vor, schaut auf die Domain – stimmt sie wirklich mit der echten überein? Passt der Inhalt zu dem, was die Seite sonst veröffentlicht? 

Denn solche Fälschungen gibt es nicht nur mit dem Ziel der politischen Einflussnahme, sondern oft auch als Betrugsmasche. Dabei missbrauchen die Betrüger manchmal die Logos von etablierten Medien oder die Gesichter von prominenten Personen, um auf dubiose Investment-Plattformen zu locken. Ich sehe solche „Werbung" ständig, ihr auch? Schickt uns gern Beispiele, die wir uns im Faktenforum gemeinsam anschauen können!

Viele Grüße
Viktor vom Faktenforum

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