Liebe Community,
Freunde von mir reisen gerade mit dem Camper durch Europa. Alle paar Tage schicken sie Bilder: Bergpanorama. Eine Küstenstraße. Und auf einem sehe ich einen Platz mit Cafés, umrahmt von mittelalterlichen Häusern. Da will ich auch mal hin! Aber wo genau ist das?
Das wollte ich herausfinden. Schließlich arbeite ich im Faktencheck-Team mit Geolocating-Experten zusammen, die mir schon den ein oder anderen Tipp gegeben haben (und euch bald auch, siehe Veranstaltungstipps). Also mache ich mich an die Arbeit: Ranzoomen, vielleicht entdecke ich etwas. Einen Schriftzug, ein Straßenschild. Irgendetwas, das verrät, in welchem Land sie gerade sind. Auch markante Gebäude, Geländemerkmale oder Pflanzen können bei der Suche nach dem Aufnahmeort helfen. Am Ende bin ich mir ziemlich sicher: eine Kleinstadt in der Toskana.
Das richtige Ergebnis war hier nicht entscheidend. Ich hätte ja auch einfach fragen können. Beim Faktenchecken ist der Hintergrund oft ernster. Im Faktenforum recherchieren wir gerade zu einem Video, das Gewalt zeigt und ein rassistisches Narrativ verstärken soll. Zeigt das Video wie behauptet Europa? Ihr könnt noch in die Recherche einsteigen.
Immer öfter berichtet ihr uns, dass ihr KI für Geolocating nutzt. Mal klappte das, mal nicht. Das internationale Recherchekollektiv Bellingcat testet regelmäßig verschiedene KI-Modelle. Welches bestimmt den Aufnahmeort am genauesten? Laut jüngster Analyse liegen die KI-Modelle von Google und ChatGPT vorne – mit einer Ausnahme: Das neueste Modell, GPT-5, schnitt deutlich schlechter ab. Hin und wieder halluzinierten aber fast alle Modelle im Test. Das heißt, sie erfanden falsche Antworten. Deshalb sollten wir die Ergebnisse immer kritisch prüfen und gegenchecken.
Die Modelle werden immer besser. Und das kann auch problematisch werden. Damit ließe sich noch einfacher über Fotos auf den Standort von Personen schließen – auch, wenn sie das vielleicht nicht wollen. Habt auch das im Hinterkopf, wenn ihr öffentlich Bilder teilt.
Viele Grüße
Anna
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