Behauptung
Auf dem Parteitag der Linken habe jemand gesagt: „Dann bringen wir eben ein paar der Superreichen um“.
Einordnung
Faktensammlung
Die Behauptung wurde am 22. Mai 2025 ohne Quellenangabe im Faktenforum eingereicht. Eine Google-Suche führt zu mehreren Beispielen für die Behauptung mit unterschiedlichen Formulierungen. Am 11. Mai 2025 sagte Henryk M. Broder in einer Sendung auf ServusTV: „Sie haben in der Linkenpartei Politiker, die lachend und freundlich lächelnd erklären, man soll reiche Leute erschießen. […] Man soll Reiche erschießen. Ein Prozent der Reichen gehören erschossen.“ Auch auf Social Media schreiben Nutzerinnen und Nutzer immer wieder, die Linke wolle Reiche erschießen. Auf den Aufzeichnungen des Parteitags in Chemnitz vom 9. und 10. Mai 2025 lässt sich diese Aussage nicht finden. Der Fernsehsender Phoenix hat den gesamten Parteitag aufgezeichnet und auf Youtube veröffentlicht. Die automatisch erzeugten Transkripte von Youtube enthalten keinen Beleg für eine solche Aussage.
Auf einer Strategiekonferenz der Partei in Kassel im Jahr 2020 sagte Sandra L. aus dem Berliner Landesverband, die im Publikum saß, bei einer Podiumsdiskussion: „Energiewende ist auch nötig nach 'ner Revolution. Und auch wenn wir das ein Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen, wir wollen uns fortbewegen. Na ja, is' so!“ Der damalige Parteichef der Linken, Bernd Riexinger, erwidert den Redebeitrag mit: „Ich wollt‘ noch sagen, wir erschießen sie nicht, wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein.“
Sandra L. äußerte sich danach gegenüber der Deutschen Presseagentur: „Ich entschuldige mich für diese Aussage, die ich in der Aufregung und Gedankenlosigkeit gemacht habe. Sie widerspricht völlig meinen politischen Ansichten, ich verabscheue Gewalt gegen Menschen.“ Der Parteisprecher der Linken sagte, die Bemerkung sei „rhetorisch gemeint“ gewesen und „kein ernsthafter Vorschlag“. Zudem habe Parteichef Riexinger „mit einem Witz etwas unglücklich reagiert“. Riexinger selbst distanzierte sich im Nachgang auf Twitter: „Zur Klarstellung: Auch wenn der Kommentar einer Teilnehmerin auf der Strategiekonferenz nun völlig aus dem Kontext gerissen wird, er war und ist inakzeptabel. Ich bedauere, dass ich ihn nicht sofort unmissverständlich zurückgewiesen habe.“
Im Wahlprogramm der Linken zur Bundestagswahl 2025 und im Leitantrag „Wir sind die Hoffnung“ aus dem Parteitag in Chemnitz gibt es keine Hinweise auf ein Vorhaben, Milliardäre oder Superreiche zu erschießen oder umzubringen. Es gibt zwar Formulierungen wie „Es sollte keine Milliardäre geben“ oder „Unser Ziel: Milliardäre abschaffen.“ oder „Das ist nicht zuletzt eine Kampfansage an die Milliardäre.“ Diese Aussagen beziehen sich aber auf die Besteuerung von Vermögen. Auf dem Parteitag gab es für Besucherinnen und Besucher ein Handtuch mit der Aufschrift „Tax the rich“. Dennoch steht fest: Die Aussage, man solle Reiche umbringen, entspricht weder der Position der Partei noch wurde sie 2025 auf einem Parteitag getätigt.
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Viktor Marinov