Behauptung
Arbeitsministerin Bärbel Bas habe 100 Unternehmer wegen Gelächter angezeigt – das habe der Spiegel in einem Artikel berichtet.
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Der Spiegel-Artikel existiert nicht, der angebliche Screenshot ist gefälscht. Das Layout und mehrere Textelemente entsprechen nicht dem, was bei spiegel.de üblich ist. Auch sonst finden sich keine Belege für die angebliche Klage.
Faktensammlung
Diese Überschrift soll vom Spiegel stammen: „Arbeitsministerin Bas zeigt 100 Unternehmer an – nach Gelächter im Saal“. Der Hintergrund ist wohl eine Rede von Bas beim Arbeitgebertag am 25. November 2025. Als sie über die Finanzierung des Rentenpakets durch Steuermittel sprach, lachte das Publikum. Ein Screenshot von dem vermeintlichen Artikel verbreitet sich auf Telegram, X, Instagram und Facebook. Darauf sind neben der Schlagzeile auch eine Zusammenfassung der Geschichte und ein Bild von Bärbel Bas zu sehen. Allein ein X-Beitrag hat inzwischen 290.000 Aufrufe. In den Kommentaren unter den Beiträgen finden sich haufenweise Beleidigungen, manch ein Nutzer sieht Deutschland auf dem Weg zur Diktatur.Doch laut einer Community Note, einem von Nutzern eingereichten Hinweis auf X, gibt es den Artikel gar nicht. Was steckt dahinter?
Eine Suche auf der Spiegel-Webseite führt zu keinem Artikel mit einer solchen Überschrift oder über die vermeintliche Klage von Bärbel Bas. Auch eine Suche in der Pressedatenbank Genios mit dem vermeintlichen Zitat der Ministerin aus der Zusammenfassung („Das war erst der Anfang – wir bleiben dran“) bleibt ohne Ergebnis.
Der Screenshot selbst weist einige Unstimmigkeiten auf. Seltsam erscheint etwa die Ressortwahl „Panorama“ – Meldungen über Bärbel Bas erscheinen beim Spiegel in der Regel im Ressort „Politik“ oder „Wirtschaft“. Über dem Artikel fehlt die Menü-Übersicht, auch die Anführungszeichen sind andere als für den Spiegel üblich (Beleg-Link unter diesem Fakt). Ein Pressesprecher des Spiegels bestätigte uns auf Anfrage, dass ein solcher Artikel dort nie erschienen ist.
Der Telegram-Account „UNN – Unabhängig Neutrale Nachrichten“ hat nach unseren Recherchen als erster den Screenshot vom gefälschten Artikel verbreitet. Für den Kanal ist dieses Vorgehen nicht neu. Immer wieder verbreiten sich dort angebliche Eilmeldungen und brisante Zitate von deutschen Politikern, die erfunden sind. Die Beiträge erreichen Millionen Menschen. In einer Recherche hat CORRECTIV nachgezeichnet, wie die Masche funktioniert – und einige Verbindungen des Kanals nach Russland gefunden.
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Viktor Marinov; Redigatur: Sara Pichireddu
