Behauptung
Im Osten hätten Massenproteste gegen Merz und die gesamte CDU/CSU stattgefunden.
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Ein Video auf Instagram soll angeblich Proteste gegen Friedrich Merz und die CDU/CSU in Ostdeutschland zeigen. Doch eigentlich ist eine Großdemo in München gegen Rechtsextremismus zu sehen.
Faktensammlung
Das Instagram-Video vom 5. Oktober 2025 zeigt eine Großkundgebung mit Bühne und zahlreichen Teilnehmenden. Der überblendete Text lautet: „Sturm gegen Merz – Massenproteste gegen Merz und die gesamte CDU/CSU. Ganz Osten steht auf.“ Damit wird suggeriert, die Aufnahme zeige Proteste in Ostdeutschland. In den Kommentaren erscheinen viele blaue Herzen, ein Symbol für die AfD, und Deutschlandflaggen. Beim Anklicken der Tonspur des Videos führt Instagram zu weiteren Reels, die dasselbe Videomaterial und nahezu identisches Layout verwenden.
Wir haben einen Screenshot aus dem Video mit einer Bilderrückwärtssuche bei Google überprüft. Sie führt zu Medienberichten über eine Demonstration gegen Rechtsextremismus in München am 8. Februar 2025. Sie fand etwa zwei Wochen vor der Bundestagswahl statt und damit auch vor der Amtszeit von Friedrich Merz als Bundeskanzler. Am Anfang des Videos ist zudem oben links ein markantes Gebäude zu sehen – das ist die St.-Paul-Kirche in der Maxvorstadt in München, direkt an der Theresienwiese. Das Video stammt also aus München, nicht aus Ostdeutschland.
Das Bündnis „München ist bunt“ hatte zu der Demonstration aufgerufen. Rund 250.000 Menschen nahmen teil. Die Großdemonstration richtete sich allgemein gegen Rechtsextremismus und lief unter dem Motto „Demokratie braucht dich!“, um ein Zeichen für Vielfalt, Menschenwürde und Demokratie zu setzen. Teilnehmende kritisierten dabei auch Aussagen und Positionen von CDU-Chef Friedrich Merz. Auf Transparenten und in Reden wurde er mehrfach erwähnt.
Immer wieder werden in sozialen Netzwerken echte Aufnahmen von Demonstrationen in falschem Zusammenhang verbreitet. Häufig werden dabei Videos von Kundgebungen gegen Rechtsextremismus so dargestellt, als zeigten sie angebliche Demonstrationen für rechtspopulistische Bewegungen. Solche Manipulationen sollen den Eindruck erwecken, rechte Gruppierungen erhielten große öffentliche Unterstützung. Das CORRECTIV.Faktenforum und die CORRECTIV.Faktencheck-Redaktion haben in mehreren Recherchen dokumentiert, wie gezielt alte, verfremdete oder aus dem Zusammenhang gerissene Aufnahmen genutzt werden, um falsche politische Narrative zu erzeugen.
Nach Veröffentlichung des Instagram-Videos kam es tatsächlich zu mehreren Demonstrationen gegen Friedrich Merz, jedoch aus anderem Anlass. Hintergrund waren Äußerungen von Merz Mitte Oktober 2025, in denen er im Zusammenhang mit Migration sagte: „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Auf Kritik daran reagierte Merz mit der Aussage: „Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte.“ Diese Äußerungen lösten breite Kritik aus. Unter dem Motto „Wir sind die Töchter“ riefen Aktivistinnen daraufhin zu Protesten in mehreren Städten auf, darunter Berlin und München. Diese Demonstrationen fanden aber erst nach dem irreführenden Instagram-Post vom 5. Oktober statt.
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Viktor Marinov
