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Falsch

21. November 2025

Kein Bargeldverbot: Supermärkte dürfen weiterhin Bargeld annehmen

Bargeld ist in Deutschland das gesetzliche Zahlungsmittel. (Symbolbild)

Bargeld ist in Deutschland das gesetzliche Zahlungsmittel. (Symbolbild)

Bild: Burkhard Schubert / Geisler-Fotopress / Picture Alliance

Behauptung

Ab dem 1. Dezember dürfe man in Supermärkten nur noch mit Karte bezahlen.

tiktok.com

Einordnung

Die gezeigten Merz-Aufnahmen stammen aus völlig unterschiedlichen Kontexten und haben nichts mit einem Bargeldverbot zu tun. Offizielle Stellen bestätigen: Ein Bargeldverbot ist nicht geplant.

Faktensammlung


Ein Video zeigt Friedrich Merz in verschiedenen Szenen: im Bundestag, bei einer Podiumsdiskussion, in einem Interview. Darüber prangen Schriftzüge wie „Ab 01.12.2025 Bargeld verboten“, „Nur Karte“ und „Digitale Fessel“. Der Zusammenschnitt erweckt den Eindruck, Merz habe ein umfassendes Bargeldverbot angekündigt, das den Zahlungsverkehr in Deutschland grundlegend umkrempeln werde. In den Kommentaren reagieren Nutzerinnen und Nutzer unterschiedlich: Einige wirken verunsichert oder alarmiert, sehen darin einen Beweis für staatliche Überwachung und Kontrolle. Andere zweifeln und schreiben schlicht: „Blödsinn“.


Wir haben die im Tiktok-Video gezeigten Merz-Sequenzen einzeln per Bilder-Rückwärtssuche überprüft. Die Screenshots führen zu vier verschiedenen Ereignissen: einer Bundestagsrede von Juni 2025, einem Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos, einem Interview mit der Deutschen Welle und einem Gespräch auf einem Kongress der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Keine der Originalaufnahmen enthält Aussagen zu Bargeld, Kartenzahlung oder geplanten Änderungen im Zahlungsverkehr. Zusätzlich haben wir die offizielle Webseite der Bundesregierung durchsucht, auf der alle Reden des Bundeskanzlers dokumentiert sind. Eine Suche nach „Bargeld“ und „Kartenzahlung“ liefert keine Hinweise auf ein geplantes Bargeldverbot. Auch hier zeigt sich: Es gibt keinerlei Belege dafür, dass Merz eine solche Maßnahme angekündigt hat.


In Europa genießen Euro-Banknoten einen klaren rechtlichen Status. Artikel 128 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union bestimmt, dass ausschließlich die von der Europäischen Zentralbank und den nationalen Zentralbanken ausgegebenen Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Im deutschen Recht bekräftigt § 14 des Bundesbankgesetzes diesen Grundsatz.


Euro-Banknoten sind zwar gesetzliches Zahlungsmittel, doch Geschäfte müssen Bargeld nicht uneingeschränkt akzeptieren. Im privaten Zahlungsverkehr herrscht in Deutschland Vertragsfreiheit: Händler können Bargeld ablehnen, wenn sie ihre Kunden vor dem Kauf klar darauf hinweisen. Das gelingt etwa durch ein gut sichtbares Schild am Eingang, im Kassenbereich oder durch Hinweise in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.


Die Idee, dass Bargeld bald verschwinden könnte, ist seit Jahren Thema in Sozialen Netzwerken und politischen Diskussionen. Initiativen und Vereine kämpfen für den Erhalt von Bargeld, fordern eine gesetzliche Absicherung und warnen vor einer schleichenden Abschaffung. Ihre Aktionen verdeutlichen, wie emotional die Debatte ist – obwohl es weder national noch auf europäischer Ebene gesetzgeberische Pläne gibt, die ein Verbot oder eine Abschaffung im Alltag anstreben. In diesem Zusammenhang geht es oft auch um den digitalen Euro, dessen Einführung für das Jahr 2029 geplant ist. Doch auch in diesem Kontext betont etwa die Bundesbank auf einer Übersichtsseite: „Bargeld bleibt“.


Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Viktor Marinov