Behauptung
Friedrich Merz habe beschlossen, dass ab Januar 2026 jede Krankschreibung in Deutschland kontrolliert werde. Es werde unangekündigte Hausbesuche und digitale Kontrollen geben.
Einordnung
Friedrich Merz hat keine bundesweiten Kontrollen für Krankmeldungen angekündigt. Die Behauptung stammt aus einem Tiktok-Video. Es gibt weder Belege noch eine gesetzliche Grundlage für ein solches Vorhaben.
Faktensammlung
Eine Recherche auf der Website der Bundesregierung nach den Begriffen „Krankschreibung“, „krank“ und „Kontrolle“ hat ergeben, dass es keine offiziellen Mitteilungen, Gesetzentwürfe oder Presseinformationen gibt, die auf geplante oder beschlossene flächendeckende Kontrollen von Krankschreibungen hinweisen.
Das angeblich verwendete Merz-Zitat „Wir leben nicht in einem Wellnesshotel, sondern in einem Sozialstaat, der Eigenverantwortung verlangt“ taucht in keiner offiziellen Rede, keinem Interview, Statement oder Pressedokument der Bundesregierung auf. Es existiert kein Beleg für dieses Zitat. Das gilt auch für die prägnante Aussage zur Auch „Arbeitsverweigerung im Bademantel“, die das Video Merz zuschreibt.
Nach geltendem Sozialrecht, also nach dem Fünften Buch des Sozialgesetzbuchs zur Regelung des Krankengeldes und dem Bundeskindergeldgesetz zur Regelung des Kindergeldes, gibt es keine gesetzliche Grundlage, Krankengeld oder Kindergeld zu entziehen, wenn eine erkrankte Person während der Krankschreibung nicht zu Hause angetroffen wird. Beispielsweise besteht ein gesetzlicher Anspruch auf Kindergeld auch bei Krankheit. Ein Verlust dieser Leistung bei Nichterscheinen in der eigenen Wohnung ist rechtlich nicht vorgesehen. Die Stiftung Warentest klärt auf ihrer Seite auf, dass man sein Zuhause während der Krankschreibung verlassen darf: „Wenn Sie wegen einer Krankheit arbeitsunfähig sind, bedeutet das nicht, dass Sie den ganzen Tag in der Wohnung hocken müssen“, heißt es dort. „Im Gegenteil: Wenn es für Ihre Genesung wichtig ist, können Sie im Einzelfall sogar verpflichtet sein, raus zu gehen oder auch vom Arzt oder Therapeut empfohlene Übungen zu machen.“ Auch die Versicherungsgesellschaft R+V erklärt auf ihrer Webseite, dass man grundsätzlich während der Krankschreibung das Haus verlassen darf.
Es gibt auf Tiktok ein weiteres Video mit derselben Tonspur. Dieses ist einen Tag älter als das Video aus dem Ursprung. Im älteren Video vom 10. Juni 2025 heißt es allerdings deutlich: „Satirisches Video, keine realen Aussagen.“
Im Video wird behauptet, es gäbe mehr als 20 Millionen Krankmeldungen im Jahr in Deutschland. Diese Zahl ist falsch. Seit 2023 gibt es eine verpflichtende elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Für 2023 riefen Arbeitgeber knapp 82 Millionen elektronische Krankmeldungen für ihre Beschäftigten ab.
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Viktor Marinov