Behauptung
Ein Vorher–Nachher-Bild soll zeigen, wie ein Wald nach dem Bau eines Windrads aussieht.
archive.phEinordnung
Ein angebliches Vorher-Nachher-Bild, das Windradbau mit erheblicher Waldrodung in Verbindung bringt, ist irreführend. Es ist mutmaßlich KI-generiert und auch gesetzliche Vorgaben machen die gezeigte Rodung sehr unwahrscheinlich.
Faktensammlung
Das Bild zeigt auf der linken Seite einen Wald aus der Vogelperspektive, darüber steht „vorher“. Auf der rechten Seite ist dagegen eine große gerodete Fläche zu sehen und eine Windkraftanlage in der Mitte, darüber steht „nachher“. Unten steht auf dem Bild „Wir Grüne stehen für Natur- und Klimaschutz“. Suggeriert werden soll offenbar, dass Windräder das nicht sind. Unter dem ursprünglichen Beitrag, in dem das angebliche Vorher–Nachher-Bild verbreitet wird, äußern sich mehrere Nutzer kritisch. Ein Kommentar fasst die Kritik zusammen: „Totaler Schwachsinn, die beiden Bilder zeigen nicht die gleichen Flächen, das Bild ist KI generiert. Unten rechts in der Ecke ist deutlich das Logo von Google Gemini zu sehen.“ Das Wasserzeichen rechts unten im Bild entspricht in Form und Stil dem offiziellen Logo von Gemini, einem KI-Assistenten von Google, mit dem sich auch Bilder generieren lassen. Es handelt sich um einen Teil von Googles Kennzeichnungssystem für KI-Inhalte. Neben dem sichtbaren Logo nutzt Google auch ein unsichtbares Verfahren namens SynthID, mit dem Bilder auf Pixelebene markiert werden, ohne dass es für das menschliche Auge erkennbar ist.
Eine Bilder-Rückwärtssuche führt zu weiteren Beiträgen in Sozialen Netzwerken, in denen dasselbe Motiv verbreitet wird. Auffällig ist, dass in einigen Versionen das Gemini-Logo in der unteren Ecke fehlt. Außerdem wird die Behauptung teilweise um die Angabe ergänzt, es handle sich konkret um den Altdorfer Wald. Treffer in seriösen Medienberichten oder offiziellen Webseiten gibt es jedoch nicht.
Das Projekt Altdorfer Wald gibt an, dass für die dauerhafte Errichtung einer Windenergieanlage im Wald im Schnitt 0,46 Hektar dauerhaft freigehalten werden müssen. Während der Bauphase werde ein temporärer Flächenbedarf von etwa einem weiteren halben Hektar hinzu kommen. Die Flächen für das Fundament, Wartungsarbeiten und Zufahrten müssen dauerhaft baumfrei bleiben. Die anderen Flächen können nach dem Bau wieder aufgeforstet werden. Bis zu 28 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 190 Megawatt seien geplant. Damit könnten laut Betreiber etwa 100.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Für das Beispiel Altdorfer Wald gilt das Landeswaldgesetz Baden Württemberg. Es regelt, wann und wie Windanlagen im Wald errichtet werden dürfen. Danach sieht das Landeswaldgesetz in §9 LWaldG vor, dass der Wald nur mit Zustimmung der Forstbehörde für andere Zwecke genutzt werden darf. Eine befristete Nutzung ist möglich (§ 11 LWaldG), aber an klar definierte Auflagen gebunden. Gerodete Flächen müssen wieder aufgeforstet werden und es können Bedingungen erteilt werden. Auf Bundesebene verpflichtet das Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) die Länder, ausreichend Flächen für Windkraft zur Verfügung zu stellen. Das Gesetz selbst enthält keine Vorschriften zum Artenschutz, steht aber in Bezug zu Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG). Das WindBG legt fest, unter welchen Bedingungen Windenergie im Wald zulässig ist und wie die Betreiber die genutzten Flächen ausgleichen müssen. In aktuellen Satellitenaufnahmen sind keine größeren Rodungsflächen, wie sie im Bild zu sehen sind, zu erkennen.
Auf Anfrage des Faktenforums schätzt die auf KI-Analysen spezialisierte Plattform Neuramancer das vermeintliche Vorher-Nachher-Bild als wahrscheilich KI-generiert ein. Das sichtbare Wasserzeichen unten rechts, sei ein deutliches Indiz für die Nutzung von GoogleGemini. Aufgrund der geringen Auflösung und hohen Bildkompression, lässt sich laut der Plattform keine vollständig gesicherte Aussage treffen. Das Analysetool von Neuramancer habe dennoch markante Spuren im Bereich des Windrads gefunden, die auf KI-Synthese hinweisen. Auch aus rein visueller Betrachtung gebe es Auffälligkeiten, etwa das Fehlen typischer Hinderniskennzeichnungen an dem Windrad, so wie es in Deutschland gesetzlich vorgegeben ist.
Desinformation rund um Windenergie nutzt immer wieder überzeichnete Behauptungen über Flächenverbrauch, Umweltbelastung oder ökonomische Nachteile. Dazu gehört nicht nur die Vorstellung angeblich riesiger Flächenrodungen, sondern auch Behauptungen wie, Windparks würden Trockenheit und Dürre verursachen oder dass Rotorblätter im Boden vergraben würden. Solche Aussagen sind unbegründet und richten sich gezielt gegen den Ausbau erneuerbarer Energien.
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Max Bernhard