Einem User fällt ein unglaubwürdiges Tiktok-Video auf und er schlägt es über die Faktenforum-Webseite zur Einordnung vor. Im geschlossen User-Bereich diskutieren Community-Mitglieder im Chat die Einreichung: Lohnt sich ein Faktencheck? Was ist die Behauptung - und welche Quellen liefern einen Gegenbeweis? Die Community sucht Fakten und ergänzt sie auf der Plattform, bis genug Evidenz vorliegt. "In dem Fall handelte es sich um eine irreführende Behauptung", sagt Anna Süß, die die Abläufe im CORRECTIV.Faktenforum auf der Bühne beim Digitalgipfel vorstellte. "Möglich macht diese dezentrale Zusammenarbeit erst unsere Plattform." Ihre Kollegin Caroline Lindekamp ergänzt: "Die Plattform ist auch ein Umfeld, in dem wir zusammen mit Partnern und Partnerinnen aus der Wissenschaft Tools entwicklen und anwenden können, die das Faktenchecken erleichtern sollen."
Technische Lösungen im Sinne des Gemeinwohls: Diesen Ansatz teilt das CORRECTIV.Faktenforum mit den elf Projektteams aus dem Civic Coding-Innovationsnetz, die sich beim Pitch & Connect auf dem Frankfurter Digitalgipfel vorstellten. Sie alle wurden ausgewählt für das Programm im Civic Coding Accelerator: Von Projekten zur Aufdeckung von Desinformation über mehr Teilhabe und Inklusion bis zu besserem Wasserschutz – auf der großen Bühne des Digital-Gipfels zeigten die Projektteams in Kurzvorträgen, wie vielfältig Technik und KI für das Gemeinwohl eingesetzt werden können.
Hier geht es zum Faktenforum-Pitch von Anna und Caroline, hier zur Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung.
Das Faktenforum war übrigens nicht zum ersten Mal bei Civic Coding vertreten: Im Juni warf Caroline Lindekamp im Diskussionsformat Civic Coding-Schlaglicht zusammen mit Nadine Brömme, Co-Geschäftsführerin von Das NETTZ, und Jonas Fegert, Abteilungsleiter am FZI Forschungszentrum Informatik einen Blick auf die Auswirkungen von KI und Desinformation auf unsere Demokratie. "Selbst, wenn Menschen ein Bewusstsein für Desinformationen haben, bleibt das Risiko da", sagte Caroline. "Deshalb sind korrigierende Maßnahmen im Nachgang auch so wichtig, beispielsweise das Faktenchecken."
Die drei Diskutanten sind sich einig: Um Menschen vor Desinformation zu schützen und ihre Medienkompetenz zu stärken, sind sowohl theoretische als auch praktische Maßnahmen sinnvoll. Menschen unterschiedlichen Alters sollten Zugang zu speziellen Programmen zur Medien- und Informationskompetenz erhalten und lernen, wie Medieninhalte entstehen, welche Absichten dahinterstehen können und wie sie Informationen kritisch bewerten können. Viele Organisationen bieten entsprechende Bildungsprogramme an, darunter auch CORRECTIV, doch die theoretische und präventive Arbeit reiche nicht aus, um das Problem zu lösen, so Caroline vom Faktenforum. Es sei ebenso wichtig, Menschen aktiv am Faktencheck-Prozess zu beteiligen. „Wenn wir Leute befähigen, ist das die effizienteste Version von Medien- und Informationskompetenz-Bildung, weil ich ihnen nicht nur erzähle, wie sie einen Faktencheck angehen würden, sondern sie es auch selbst machen.“