2024 ist das Superwahljahr: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wird an die Wahlurnen gebeten - im Sommer auch die EU-Bürgerinnen. Wie stark ist unsere Demokratie im Zeitalter von Desinformation und Rechtsruck? Dazu hat Caroline Lindekamp aus dem Team vom CORRECTIV.Faktenforum auf der Zeche Carl mit Anette Dowideit (stellvertretende Chefredakteurin CORRECTIV), Said Rezek (Blogger und Antirassismus-Trainer), Prof. Andreas Zick (Uni Bielefeld) und dem Publikum diskutiert. Die Veranstaltung war der Auftakt für eine Veranstaltungsreihe in Essen zu Desinformation vor den EU-Wahlen. Es folgten drei Publikumsworkshops in Kooperation mit der Reporterfabrik und Salon5, bei denen wir mit euch tiefer in die Themen einsteigen, Fakten checken und Videos drehen.
Die Workshops schließen an die Diskussionsrunde in der Zeche Carl an. Denn über eins waren sich die Teilnehmenden der Talkrunde einig: Wenn die Gesellschaft Demokratiefeindlichkeit mehrheitlich etwas entgegensetzen will, kann sie das auch. Zum Beispiel, indem sie Hass im Netz widerspricht. “Da sind privilegierte Menschen in der Verantwortung und nicht nur die, die angegriffen werden”, sagte der Essener Blogger und Antirassismus-Trainer Said Rezek. “Der öffentliche Widerspruch macht die Themen der Extremisten gleich kleiner, weil deutlich wird: Sie sprechen überhaupt nicht für alle.”
Die Rolle von Journalismus
Zudem stärken Medienkompetenz und neue Formen von Journalismus, die näher an den Menschen sind, Demokratie und Zusammenhalt. Weil heute alle veröffentlichen und sich an der Verbreitung von Informationen beteiligen - mit Nebenwirkungen, wie Extremismus-Forscher Andreas Zick betont: Demokratiefeindliche Einstellungen nehmen zu, das Vertrauen in Medien sinkt. “Was gute Quellen sind, wie man sich informiert und Fakes und Hetze als das erkennt, was sie sind, müssen Menschen am besten früh im Leben lernen”, sagt Zick. Und dann nicht schweigen, wenn die freie Gesellschaft zur Disposition steht - wie die Millionen, die nach der CORRECTIV-Veröffentlichung des “Geheimplan gegen Deutschland” auf die Straße gegangen sind.
Anette Dowideit gehörte zu dem Redaktionsteam hinter den Enthüllungen. In der Zeche Carl sprach sie zudem an die Anforderungen an Journalismus. “Wir Journalisten müssen mehr mit den Leuten reden, ihnen zuhören, Themen aufgreifen und dabei auch zeigen, wie wir arbeiten”, sagt Anette Dowideit.
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation von EUROPE DIRECT Essen der Stadt Essen, ZECHE CARL und CORRECTIV. Sie wird von der Landesinitiative Europa-Schecks des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.