Behauptung
Ein Stern-Artikel berichtet über Organismen, die im Inneren des havarierten Tschernobyl-Reaktors trotz der hohen Strahlung leben würden. Darunter sei ein schwarzer Pilz, der sich von der Strahlung ernähre und diese in Energie umsetzen könne.
Einordnung
Eine Pilzart, die in der Nähe vom Reaktor in Tschernobyl wächst, kann Strahlung laut Studien nicht nur ertragen, sondern zu ihrem Vorteil nutzen.
Faktensammlung
Der Artikel im Stern bezieht sich auf die US-amerikanische Nachrichtenseite Stat News, die über medizinische und wissenschaftliche Themen berichtet. Dieser Seite zufolge haben Wissenschaftler im Jahr 2016 strahlungsresistente Pilze, die in Tschernobyl wachsen, zur internationalen Raumstation (ISS) geschickt. Der Stern zitiert zudem einen Bericht des US-amerikanischen Magazins Popular Mechanics. Dort heißt es, dass die Tschernobyl-Pilze Strahlung sogar „essen“, also in Energie verwandeln könnten.
Über die Pilze gibt es mehrere wissenschaftliche Studien, auf die sich die besagten Artikel teilweise berufen. Eine 2004 erschienene Studie untersucht mehrere Pilzarten, die bei Tschernobyl wachsen. Die Forscherinnen und Forscher schreiben, dass die Pilze als Reaktion auf Beta- und Gammastrahlung in Richtung der Strahlung wachsen. Eine Studie aus dem Jahr 2007 untersucht Pilze, die einen Anteil an Melanin haben – Melanin kommt auch in der menschlichen Haut vor und schützt etwa vor Sonnenstrahlung. Laut der Studie nutzen die Pilze das Melanin, um Energie von der Strahlung zu gewinnen und für Wachstum zu nutzen.
Hintergrund: Am 26. April 1986 ereignete sich in einem Block des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine der bisher schwerste Reaktorunfall in der Geschichte. Er hatte weitreichende und langwierige Folgen, unter anderem ökologischer, gesundheitlicher und wirtschaftlicher Art, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf seiner Webseite ausführt. Das BfS beobachtet die Risikolage an dem havarierten Kernkraftwerk, auch aktuell während des Kriegs in der Ukraine. Etwa im Februar kam es nach einem Russland zugeschriebenen Angriff zum Brand an der Außenhülle des Reaktors – ohne Gefahr erhöhter Radioaktivität, wie mehrere Medien berichteten.
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Viktor Marinov; Redigatur: Caroline Lindekamp