Behauptung
Ein Instagram-Video zeige 8 der insgesamt 16.000 Bücher, die in einigen Bundesstaaten der USA von Schulen und städtischen Bibliotheken entfernt worden seien.
Einordnung
Faktensammlung
In mehreren US-Bundesstaaten sind verschiedene Bücher im Schulunterricht und in öffentlichen Bibliotheken verboten. Der Autorenverband PEN America verzeichnet für das Schuljahr 2023/2024 10.046 Fälle in 29 Bundesstaaten und 220 öffentlichen Schulbezirken, wobei es in Florida und Iowa die meisten Verbote gab. Seit 2021 hat die Organisation fast 16.000 Fälle dokumentiert. Besonders oft betroffen sind Bücher, die sich mit Geschlechterrollen, queerer Identität, Rassismus oder US-amerikanischer Geschichte auseinandersetzen. Die Trump-Administration wies das Bildungsministerium an, seine Untersuchungen zu diesen Verboten einzustellen und bezeichnete sie als „Schwindel“.
Das ursprüngliche Video zeigt acht Bücher, die von den Verboten betroffen sein sollen. Dazu gehören Der Report der Magd, Farm der Tiere, Das Tagebuch der Anne Frank, Die Tribute von Panem, Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Wer die Nachtigall stört, Neunzehn Minuten und 1984. Eine Recherche über die „Banned Books“ Datenbank von PEN Amerika zeigt, dass alle der acht gezeigten Bücher in mindestens einem Schulbezirk in einem Bundesstaat der USA verboten wurden. Es gibt jedoch keine Berichte über landesweite Verbote.
Daten der American Library Association zeigen, dass die meisten Forderungen nach Buchverboten inzwischen von organisierten Bewegungen ausgehen. 72 Prozent dieser Forderungen gehen von Interessengruppen und staatlichen Stellen aus. Auf Eltern entfielen nur 16 Prozent der Anträge, auf einzelne Bibliotheksbesucher 5 Prozent.
In mehreren US-Bundesstaaten wie Iowa, Florida und Wisconsin werden Bücher systematisch aus Schulbibliotheken entfernt oder der Zugang zu ihnen eingeschränkt. Dabei gibt es zwei Hauptwege: 1. Verwaltungsinitiativen aufgrund neuer Gesetzgebungen, wie das Senate File 496 in Iowa, das Darstellungen oder Beschreibungen von Sexualakten in Schulbüchern verbietet. Schulverwaltungen lassen in solchen Fällen Bücherlisten prüfen. Laut einem Bericht von Wired entfernte eine Schulverwaltung in Mason City, Iowa, das Buch „Der Report der Magd“ auf Empfehlung von ChatGPT. 2. Formelle Anfechtungen durch Einzelpersonen oder konservative Gruppen, etwa die „Moms for Liberty“, die aktiv Bücher auf Listen setzen und deren Entfernung fordern. Die Entscheidungen führen dazu, dass Bücher entweder während einer Prüfung temporär oder dauerhaft aus den Schulbibliotheken entfernt werden.
Donald Trump hat im Januar 2025 ein Dekret unterzeichnet, das es Schulen untersagt, „anti-amerikanische“ Inhalte zu unterrichten, laut dem Dekret gehört dazu etwa „Gender-Ideologie“ oder Diversität. Das Dekret benennt keine Bücher explizit, sondern richtet sich allgemein an Unterrichtsinhalte. Das Dekret vom Januar richtet sich ausdrücklich an K-12 Schulen. Das sind Schulen, die von Kindergarten bis zur zwölften Klasse unterrichten. Das hat in der Praxis zu einer systematischen Entfernung von Büchern geführt, insbesondere an den Schulen für Angehörige des Verteidigungsministeriums. Die Marine-Akademie hat daraufhin fast 400 Bücher zu den Themen Vielfalt, Gleichheit und Inklusion aus ihrer Bibliothek entfernt, darunter auch solche über den Holocaust, Menschenrechte und Feminismus. Ende Mai machte die Marine-Akademie diese Entscheidung teilweise rückgängig und stellte die meisten der ursprünglich entfernten wieder zurück. Nur etwa 20 Buchtitel bleiben weiter entfernt und unter Beobachtung. Im Mai hat das Pentagon alle weiteren Militärbibliotheken dazu aufgefordert, Bücher aus den Bibliotheken zu entfernen, die einen sogenannten DEI-Bezug haben. DEI steht für Diversity (Diversität), Equity (Gleichberechtigung) und Inclusion (Inklusion).
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Nadia Westerwald; Redigatur: Viktor Marinov